Wohin geht MAN, wenn es gerade draussen in Strömen regnet (Klar, Sommer), ein kleines Kind sich zu Hause langweilt und man langsam vom Rechner und arbeiten genug hat? Tja, gute Frage, das wussten wir gestern noch nicht.
Doch dann fiel uns eine Ausstellung in Reiss Engelhorn Museum in Mannheim ein: die Medicis. Eine Ausstellung, die dieser ebenso faszinierenden wie berüchtigten Familie gewidmet war, nachdem eine Grabgruft in San Lorenzo in Florenz geöffnet worden war.
Florenz ist eine unglaublich schöne Stadt. Vor einigen Jahren verbrachten wir einen Herbsturlaub in dieser faszinierenden und legendären Stadt. Wir bewunderten die Werke von Lippi in den Uffizien, standen sprachlos vor dem Fresko und den Sklaven von Michelangelo, verbrachten Stunden im Dom und in eben San Lorenzo. Kein Wunder, denn schon seit vielen Jahren fasziniert mich diese Bankerfamilie, diese legendäre Dynastie, die sich mit Savonarola anlegte, Galileo Galilei unterstützte und Michelangelo zu seinen Gästen zählen konnte. Nicht vergessen die vielen Kardinalshüte und die eine oder andere päpstliche Tiara.
Auf nach Mannheim hieß es also, im strömenden Regen, nach ausführlichem Studium der Homepage.
Schon beim Eingang zeigte sich die Ausstellung, bzw. eigentlich das Museum, leider aus weniger schönen Seite. So mussten wir unseren Kinderbuggy abgeben und gegen einen vom Museum tauschen. Wieso? Keine Ahnung, es musste eben so sein. Für das andere konnte das Museum nichts: wenige Minuten vor uns kam eine Reisegruppe an, das hieß für uns, sowohl an der Kartenkasse als auch an der Garderobe anstehen. Aber man ist schlimmeres gewöhnt, die Vorfreude auf die Ausstellung überstrahlte alles.
Endlich in den Ausstellungsräumen, erstaunlich leer, bedenkt man die Menge Leute im Foyer.
Leider hinterlässt die Ausstellung etwas gemischte Gefühle, da war die Benedikt-Ausstellung letztes Jahr wesentlich spannender. Wir sahen ganz viele Schädel (Gipsabgüsse) diverser Mediceischer Persönlichkeiten. Wir sahen sehr viele schöne Bücher (Faksimile). Wir sahen ein paar schöne Gemälde. Dazwischen recht viele Informationsplatten über die einzelnen Medicis, über besondere Ereignisse, Bauwerke etc. Sie waren gut und liebevoll gemacht, zugegeben, doch das meiste davon kannte man, wenn man sich, wie ich, sehr für Mittelalter, Renaissance und Barock interessiert. Das meiste davon habe ich bereits irgendwo gelesen oder in der einen oder anderen Fernsehdoku gesehen.
Aber wirklich herausragende Ausstellungsstücke, Kunstwerke, von denen die Medicis doch so viel hinterlassen haben, sucht man vergeblich. Falls doch vorhanden, waren es fast ausschließlich Abbildungen, Kopien oder sogar nur Lichtbilder aus einem Beamer projiziert.
Zugegeben, die Ausstellung wäre hervorragend geeignet, jemanden, der Medicis lediglich dem Namen nach kennt, einen wunderbaren Überblick über die Familie und ihre, sehr häufig mit Blut bestreuten, Lebenswege zu verschaffen. Man lernt recht viel über die einzelnen Personen, erfährt das eine oder andere über die damalige Zeit, doch mehr als ein grober Überblick kann eine solche Ausstellung natürlich nicht sein.
Eigentlich kam ich in Mannheim mit der Erwartung, nicht nur Texte über Medicis zu lesen, sondern auch ihre Alltagsgegenstände, Kunstwerke von und über sie, historische Artefakte und vielleicht noch das eine oder andere alte Buch zu sehen, doch da wurde ich bitter enttäuscht. Gerade die letztjährige Benediktausstellung, eine wirklich gelungene Zusammenstellung, erweckte sehr große Erwartungen, doch diese wurden, das muss ich leider eingestehen, enttäuscht.
Ja, die Ausstellung ist gut, man kann sie an einem regnerischen Tag gut zwischendurch einplanen (mehr wie eine Stunde braucht man nicht), sofern einem der Preis von 14 EUR nicht zu hoch ist, doch wirklich viel verpasst man nicht, wenn man diese auch auslässt.
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